Vorträge 2019

Donnerstag 12. Dezember 2019, 18:15 Uhr, Winckelmannvortrag

Prof. Dr. Eric Moormann (Universität Nimwegen)

Heilige Bilder: Botschaft oder Dekoration?

Die Wandmalerei der Synagoge von Dura Europos in Syrien

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Auf der Grundlage einer Zusammenstellung der gemalten Dekorationen antiker Heiligtümer sollen die vieldiskutierten Wandmalereien in der Synagoge von Dura Europos – einer hellenistischen Stadtgründung im heutigen Syrien – im Zentrum des Vortrags stehen. Sie wurden 244/245 n.Chr. angebracht und etwa zehn Jahre später zugeschüttet. Stil, Kolorit und Komposition der Einzelszenen sind oft verschieden, so dass mehrere Hände angenommen können werden. Die Deutung der Malereien ist ein faszinierender und oft besprochener Aspekt, wobei es um (scheinbar?) unvereinbare Dinge geht, wie die Spannung zwischen dem zweiten biblischen Gebot und der Bildfreudigkeit in dieser und anderen östlichen Synagogen der römischen Kaiserzeit.

 

Donnerstag 14. November 2019, 18:15 Uhr

Dr. Jens Berthold (Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland)

Mühlenarchäologie. Was bleibt nach dem letzten Klappern?

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Mühlen waren in der Archäologie Deutschlands lange ein vernachlässigtes Thema. Insbesondere die von Wasser und Wind betriebenen Anlagen waren aus Ausgrabungen bis in die 1990er Jahre nahezu unbekannt. Dabei übernahmen diese frühen Maschinen schon seit römischer Zeit wichtige Funktionen, und im Mittelalter waren sie weit verbreitet. Das belegen nicht nur Urkunden, sondern auch zahlreiche frühe Ortsnamen. In den letzten Jahrzehnten hat sich dies Bild gewandelt und auch im Rheinland sind inzwischen einige frühe Wassermühlen publiziert worden. Neben der allgemeinen Entwicklung des Mühlenwesens geht der Vortrag der Frage nach, was von Mühlen an Resten im Boden bleibt und was man daraus zum technischen Stand insbesondere des Mittelalters sagen kann. Neben den rheinischen Beispielen werden dabei zahlreiche Parallelen aus Frankreich, Dänemark und den britischen Inseln herangezogen, die wesentliche Aspekte beleuchten.

 

Donnerstag 17. Oktober 2019, 18:15 Uhr

Prof. Dr. Roald Docter (Universität Gent)

Thorikos und das Silber
Neue Forschungen in einer Bergbaustadt im Süden Attikas

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Thorikos wird seit 1961 von belgischen Archäologen erforscht und hat bereits wichtige Ergebnisse für die Perioden von der Bronzezeit bis in die Spätklassik geliefert. Das steinerne Theater und die mykenischen Kuppelgräber sind wohlbekannt. 2006 hat unter Leitung des Vortragenden ein neues Forschungsprogramm begonnen, das mehrere Ziele hat: die Auswertung von älteren, meist unpublizierten Daten, gezielte Neuforschungen mittels archäologischer Feldbegehungen, geophysikalischer Prospektionen und Ausgrabungen sowie internationaler

Zusammenarbeit. In dem Vortrag wird ein Überblick über die neuesten Ergebnisse gegeben.

 

Donnerstag 19. September 2019, 18:15 Uhr

Dr. Michael Müller-Karpe (Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz)

Vom Handel mit Antiken zweifelhafter Herkunft
Die Zerstörung einer Erkenntnisquelle

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Archäologen und Kriminalisten nutzen ähnliche Methoden, um aus erhaltenen Spuren Erkenntnisse über Ereignisse der Vergangenheit zu gewinnen. Sie arbeiten im Rahmen der Kriminalarchäologie eng zusammen, um Raubgräbern und Hehlern von geplünderten Antiken das Handwerk zu legen. Dabei geht es vor allem um Prävention, denn der Handel mit archäologischen Funden zweifelhafter Herkunft bildet den finanzieller Anreiz und Motor für Raubgrabungen. Deren eigentlicher Schaden – jenseits des Eigentumsdelikts – ist die unwiederbringliche Zerstörung der im Fundkontext im Boden erhaltenen Informationen, der Verlust des archäologischen Erbes als Erkenntnisquelle. Verdeutlicht wird dies im Vortrag anhand spektakulärer Kriminalfälle, an deren Aufklärung das Römisch-Germanische Zentralmuseum beteiligt war.

 

Donnerstag 18. Juli 2019, 18:15 Uhr

Dr. Dirk Schmitz, (Römisch-Germanisches Museum, Köln)

Eine römische Bibliothek und andere Überraschungen. Ausgrabungen im Antoniterquartier in Köln

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Zwischen April und November 2017 führte die Archäologische Bodendenkmalpflege der Stadt Köln bauvorgreifende Ausgrabungen südlich der Antoniterkirche in Köln zwischen Schildergasse und Antoniterstraße durch. Die evangelische Gemeinde Köln baut dort momentan ein neues Gemeindezentrum. Zur römischen Zeit befand man sich inmitten der Innenstadt im Südwesten des Forums. Die Ausgrabung versprach neue Erkenntnisse zum antiken Zentrum der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, zumal einige Flächen seit dem Mittelalter als Hinterhöfe dienten und demnach unbebaut waren. Zutage trat ein öffentlicher Großbau, dessen Funktion als Bibliothek gedeutet wird. Die Nachricht, die älteste Bibliothek Deutschlands entdeckt zu haben, ging um die Welt und war in siebzig Ländern auf fünf Kontinenten eine Nachricht wert. Doch blieb dies nicht die einzige Überraschung, die unsere Vorstellung von der Genese des frühen Köln in neuem Licht erscheinen lässt.

 

Donnerstag 27. Juni 2019, 18:15 Uhr

Prof. Dr. Heinrich Schlange-Schöningen (Universität des Saarlandes, Saarbrücken)

Galen von Pergamon und Mark Aurel

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Galen kam nach langen Studienjahren und ersten ärztlichen Erfahrungen in Pergamon um 160 n. Chr. nach Rom, wo er aufsehenerregende Behandlungserfolge erzielte und Zugang zu den höchsten Kreisen der Gesellschaft gewann. Er stand Rom und der römischen Herrschaft kritisch gegenüber, aber an Kontakten zur Senatsaristokratie und zum Kaiserhaus war ihm sehr gelegen. Seine gut überlieferte Schriften gewähren zahlreiche Einblicke in das Leben der Senatoren und Kaiser. Er stand sogar im persönlichen Austausch mit dem „Philosophenkaiser“ Mark Aurel, der Galen als den „einzigen Philosophen“ bezeichnet haben soll. Wie spielte sich das Zusammentreffen zwischen Kaiser und Arzt ab? Welche Aufschlüsse gibt Galen über die gesellschaftlichen und politischen Strukturen seiner Zeit?

 

Donnerstag 23. Mai 2019, 18:15 Uhr

Dr. Alexandra Busch (Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz)

Die Castra Albana. Das Legionslager vor den Toren Roms

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21,
53113 Bonn

Beschreibung folgt.

 

Donnerstag 25. April 2019, 18:15 Uhr

Prof. Patric-Alexander Kreuz (Christian-Albrechts-Universität Kiel)

Vielfalt im Verborgenen. Annäherungen an römische Stadtbilder Norditaliens

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21, 53113 Bonn

Der Beginn römischer Herrschaft bedeutete für Norditalien eine Epoche intensiver Urbanisierung. Koloniegründungen, indigene Zentren und kleinere Siedlungen entwickelten sich in den Folgejahrhunderten dynamisch und sind aus zahlreichen, wenn auch nur ausschnitthaften Befunden vergleichsweise gut bekannt. Das Erscheinungsbild dieser Städte ist dagegen eine bislang unterthematisierte Kategorie ihrer archäologischen Bewertung. Der Vortrag möchte eine Annäherung an noch greifbaren Facetten dieser Kategorie römischer Urbanistik unternehmen.

 

Donnerstag 21. März 2019, 18:15 Uhr

Prof. David Engels (Freie Universität Brüssel)

Hellenisierung, Sinisierung, Arabisierung. Überlegungen zu historischen Assimilationsphänomenen

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21,
53113 Bonn

Der Begriff „Hellenismus“,  einst ein zentraler Fachausdruck zum Verständnis der Antike, ist heute fragwürdig geworden. Viele wollen mit Klaus Bringmann nur noch von „Hellenismen“ sprechen. Doch müssen wir deshalb gleich das gesamte Modell der Hellenisierung verwerfen? Müssen wir dieses umfassende und anschauliche historische Leitbild opfern, so dass uns ganze Epochen bloß noch aus Einzelfällen zu bestehen scheinen? Der Vortragende antwortet mit nein und verweist auf die Fruchtbarkeit der komparatistischen Methode: Der Blick auf andere Kulturräume wie etwa China oder die arabische Welt ermöglicht es, gerade im Detail das Charakteristische und im scheinbar Offensichtlichen das Zufällige zu erkennen, um den Blick für allgemeinere historische Muster zu schärfen.

 

Donnerstag 14. Februar 2019, 18:15 Uhr

Dr. Wolfgang Haak (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena)

Die genetische Herkunft der Europäer. Migration in der Vorgeschichte

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21,
53113 Bonn

War der Übergang von Wildbeutergesellschaften zu frühen Ackerbauern am Beginn der europäischen Jungsteinzeit primär mit Weitergabe innovativer Technik und Handel mit domestizierten Pflanzen und Tiere verbunden oder war hierfür eine Einwanderung aus dem Nahen Osten ausschlaggebend? Am Jenaer Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte werden zur Beantwortung solcher Fragen über zweitausend prähistorische Skelette genom-weit untersucht. Hierbei fanden sich Hinweise auf zwei massive Wanderungsbewegungen, welche die Grundlagen im Erbgut aller heutigen Westeurasier gelegt haben.

 

Donnerstag 17. Januar 2019, 18:15 Uhr

Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21,
53113 Bonn

Dr. Barbara Dimde (Universität Hamburg)

Die Gladiatur in Germania Superior und Germania Inferior und ihre Verbindung zum römischen Militär

In der ersten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts brachten Legionäre aus dem fernen Rom ein Kulturgut nach Germanien, das dort bislang völlig unbekannt war: Gladiatorenkämpfe im Amphitheater. In Standlagern römischer Legions- und Auxiliareinheiten und in römisch geprägten Zivilsiedlungen hinterließen die Stars der Arenen viele Spuren. Der Vortrag folgt diesen Fährten und führt die in der Forschung bislang unbekannte Militärgladiatur vor Augen, die im römischen Germanien in besonderer Weise fassbar wird.